Geld regiert die Welt. Aber Wissen ist Macht.
Und wenn Macht das Sagen hat, sollte eigentlich Wissen – neben Geld, aber auch neben Aufmerksamkeit und neben anderen, nachhaltigeren Ressourcen wie Zeit und Zuwendung – die Welt regieren. Hm.
Ich denke seit ungefähr 30 Jahren darüber nach, wie man die ökonomischen Bedingungen der Existenzsicherung, also des Überlebens, aber auch die ökonomischen Bedingungen des individuellen Glücks und der Selbstentfaltung so variieren bzw. erweitern könnte, dass grössere Spielräume für alle entstehen.
Das Ziel dieser Reflexion ist eine Art wirtschaftlicher service public, der jenseits von ideologischen Schlagworten funktioniert – und dies ganz pragmatisch, also alltagstauglich. Und ohne dass alle derzeit (noch) geltenden Regeln von Markt- bzw. Privatwirtschaft über den Haufen geworfen werden müssen. Aber ein bisschen Regulierung von seiten der üblichen politischen Regulierungskräfte (Kommunen, Kantone, Bund) bräuchte es schon.
Ich nenne es das HAUSFRAUENMODELL. Grundlage ist das – heftig umstrittene – bürgerliche Familien- bzw. Haushaltsmodell, das unter Berücksichtigung postindustrieller gender-Aspekte umgekrempelt und ein bisschen neu gedacht wird. So dass die reproduktiven Leistungen dieses Systems, die im herkömmlichen Modell von der Lohnarbeit ausgeschlossen waren und somit marktwirtschaftlich „unsichtbar“ blieben, stärker in den Fokus treten und die ihnen zustehende Rolle hinsichtlich der Bildung und des Unterhalts der einschlägigen Strukturen einnehmen.
Zu diesen Leistungen zählt alles Fürsorgliche, was anderen Mitgliedern eines Verbands zugute kommt und in der einen oder anderen Form von Gratifikation auf die verabreichende Person(en) zurückfällt. Liebe und Respekt, die ungefragt erbracht werden. Aber auch die Aus- und Weiterbildung im Sinne der Zirkulation von Wissensbeständen.
Wie Liebe und Respekt als freiwillig erbrachte „Leistungen“ funktionieren (oder auch dysfunktionieren, aufgrund divergenter, also abweichender Erwartungen), lässt sich in der postmodernen Gesellschaft in besonders augenfälliger Weise anhand der Kommunikation in populärkulturell strukturierten fan communities beobachten. Für den Austausch von Wissen, das von Generation zu Generation weitergegeben und für die Zukunft bewahrt wird, genügt der Verweis auf Kollektive bzw. Verbände, die noch die Institution des Ältestenrats kennen. Das können Stammesorganisationen sein oder patrizische Eliten – es geht hier um den Sinn von Hierarchien, die nach dem Anciennitätsprinzip funktionieren und damit der verstreichenden Zeit (aber auch: der naturgemäss beschränkten Lebenszeit) Tribut zollen.
Als Argumente bei der Entwicklung spielerischer Ideen zum Weiterdenken des bürgerlichen Familien- bzw. Haushaltsmodells werden aus dem Fundus der Wirtschaftstheorien das Baumol’sche Kostendilemma beigezogen und aus dem Fundus der gender studies die Idee des entsprechenden mainstreamings. Aus der kulturellen Praxis stammen hingegen ganz viele Anregungen, die im freundschaftlichen Gespräch Form und Struktur gewonnen haben.
Namentlich danken möchte ich hier Irene und Zoe Genhardt (für die ausgesprochen lehrreiche Gelegenheit, in der freundschaftlich geteilten Kampfzone zwischen Küche, Kreativwirtschaft und Karriere Mutter auf Zeit zu spielen), Caroline Schmidt (für den kreativen Austausch im Vorfeld des nicht realisierten EXPO-01-Projekts nouvelle destination) und Lydia Dönni (für unzählige Inputs zur gesellschaftlichen Rolle von professionalisierter Fürsorge und Pflege zwischen Bürokratisierung und Privatisierung).
Fortsetzung folgt!